Jacopo Sansovino – Manierismus in Venedig
Venedig weist großartige Künstler des Sechzehnten Jahrhunderts auf. Dabei schauen wir aber zumeist auf die Malerei und die Architektur (Palladio, Tizian, Tintoretto). Die Skulptur wird dabei oft übersehen. Zudem gefällt der Manierismus in Venedig nicht jedem. Dieser Stil tritt als Übergangsentwicklung vor allem in Italien auf, während im Rest Europas die Renaissance beginnt. Genau genommen endet die Renaissance in Italien mit dem Tod Raffaels 1520 und beginnt im Rest Europas um 1500.
Jacopo Sansovino – Römischer Künstler in Venedig
Mein Lieblingsbildhauer in Venedig bleibt Jacopo Sansovino. Der Architekt und Bildhauer flieht wie viele andere Künstler mit dem Sacco di Roma aus der ewigen Stadt. Er landet dabei in Venedig und wird dort zum Stadtbaumeister. Gleichzeitig gelangen mit ihm römische Ideen in die Lagunenstadt. Beispielsweise baut er am Dogenpalast eine Art Via Sacra (von der Loggetta über die Porta della Carta bis zur Gigantentreppe). Viele kennen ihn als den Architekten der neuen Prokuratien, der Markusbibliothek und der Gigantentreppe. Ich finde es lohnt sich seine Skulpturen anzuschauen. In der Tat zeugen der Johannes in der Frarikirche und die Statuen auf der Gigantentreppe (Mars und Neptun.) von den neuen Ideen dieser Zeit.
Manierismus in Venedig
Diese Skulpturen kommen einem Lehrbuch der Gestaltungsentwicklung gleich. Genau genommen stehen sie zwischen der Antike und dem Barock. Die Antike entwirft die Skulptur anhand von acht Ansichten. Ab dem 16. Jahrhundert beschäftigen sich Künstler mit der Spirale als Entwufsprinzip (Figura Serpentinata). Insbesondere beginnen viele Künstler den S-Schwung der Gotik dreidimensional zu deuten. Sie verlassen merklich das alte Ideal der Renaissance. Weiterhin finden sich viele mittelalterliche Stilmerkmale in den Kunstwerken wieder. Daraufhin sollte jeder einmal die Madonna in Tizians Altarbild der Frarikirche betrachten. Die Figur weist einen dreidimensionalen S-Schwung auf und schmale Gliedmaßen. Besonders ihr Körper scheint mehr aus den Falten als aus Fleisch, Knochen und Muskeln zu bestehen. All dies sind typische Merkmale des Manierismus und kommen aus der mittelalterlichen Vorstellung.