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Overtourism in Venedig

Allgemein, Italien, Reiseleiten, Venedig
Overtourism – das neues Modewort

Seit ein paar Jahren diskutieren die Reisefachleute gerne über das Thema des Overtoursim. Es erscheinen viele wissenschaftliche Publikationen darüber. Zudem beschäftigen sich viele Artikel in Zeitschriften damit. Unter anderen veröffentlicht der brittische Reisebuchverlag eine „No Go“- Liste. Diese zeigt die Destinationen auf, die der Tourist aufgrund von Overtourism meiden soll. Auf diesen Listen und in der Literatur wird an vorderster Front Venedig genannt. Overtourism in Venedig füllt viele Artikel. Dabei differenzieren die meisten Artikel nicht in der Tradition der besprochenen Orte.

Das Wort Overtourism wird zum Schreckgespenst. Hingegen bleiben oft die positiven Einflüsse des Tourismus unerwähnt. Manch einer dieser Orte wäre längst ohne Besucher ausgestorben. Andere besitzen große vom Tourismus nicht berührte Bereiche. Hier soll es um die speziefische Situation Venedigs gegen. Einerseits erscheint Venedig auf all diesen Listen.  Andererseits handelt es sich aber um eine der ältesten, säkularen Touristenstädte der Welt. Einfach ausgedrückt: Venedig existiert nicht ohne Touisten. Die Stadt bildet mit ihnen eine Symbiose.

Tourismus und Tradition
Flanieren in Venedig
Flanieren in Venedig

Es entstand eine Mode, Overtourism für viele Missstände verantwortlich zu machen. Insbesondere in Venedig erhitzt der Massentoursimus viele einheimische Gemüter. Folglich treibt der gesellschaftliche Druck die Politiker zum Handeln an. Gerade in Venedig verfallen die Verantwortlichen oft in einen ungerichteten Aktionismus. Dieser hat mehr mit Wählerfang als mit einer Lösungssuche zu tun. Es erscheint, als wiegen Emotionen stärker als rationale Überlegungen. Viele Handlungsansätze verkennen dabei die gewachsene Touristenstruktur als Lebensgrundlage der Stadt.

Venedig erscheint zuweilen eher feindlich in ihrem Umgang mit seinen Besuchern. Oft habe ich mich nicht willkommen in dieser Stadt gefühlt. Es macht sich unter den Venezianern ein ablehnendes Gefühl breit. Sie scheinen die Touristen, die ihre Lebensgrundlage ausmachen, als Feind zu begreifen. Zumal ein großer Teil der BesucherInnen als Tagestouristen in die Stadt kommen. Sie kommen morgens nach 10.00 Uhr an und verschwinden nach 17.00 Uhr wieder. Während dieser Zeit füllen sich dann auch die Hotspots übermäßig. Es kommt häufig zu Fußgängerstaus.

Die Diskussion schwankt in Venedig zwischen dem Lenken und Organisieren der Touristenmassen und dem Vertreiben besonders der Tagestouristen. Emotional meinen die lautesten Stimmen damit die Asiaten und andere fremdländisch aussehenden Besucher, verkennen aber dabei die Massen an Italienern. Sie kommen an bestimmten Tagen aus dem größeren Umland nach Venedig. Folglich bilden sie einen großen Teil des Tagestourimus. An Wochenenden, Feiertagen oder an großen Veranstalltungen treffen sich in Venedig Unmengen von Menschen. Alle drängen sich durch die engen Gassen. Besonders der Weg vom Bahnhof zum Markusplatz und zurück verwandelt sich in einen großen Menschenstau.

Kann Venedig ohne Touristen existieren?
Vaporetto
auf dem Vaporetto

Venedig macht es mir oft nicht leicht, da ich am Anfang vergeblich nach dem Ursprünglichen Ort gesucht habe. Venedig besitzt eine lange Tradition Besucher zu beherbergen. Folglich hat sich die Stadt an diese Gegebenheiten angepasst. Mittlerweile lebt sie von diesem Geschäft. Der Tourismus in all seinen Formen bereichert heute die Stadt. Es gibt Infrasturkuren, die eine Stadt wie Venedig sonst nicht besäße. Die Auswahl an Museen, Restaurants, Bars, Geschäften und Veranstaltungen wäre um vieles kleiner ohne Touristen. Ohne die großen Mengen an Geld, die Besucher in der Stadt lassen, könnte Venedig viele Dinge nicht finanzieren. Es bleibt die Frage, ob der Overtourism in Venedig nicht lebensnotwendig ist für die Stadt.

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