Markusplatz symbole Venedig Im Zentrum der Macht

Im Zentrum der Macht – San Marco

Italien, Venedig
Markusplatz Venedig Kollonaden
Kollonaden am Dogenpalast

Venedigs Zentrum mit Markuskirche, Dogenpalast, Campanile, Piazza und Piazzetta beeindruckt wie keine andere Stadt. Diese Faszination förderte Venedig mir allen Kräften, und sie wirkt bis heute auf die Besucher ein. Venedig fährt an Architektur und Städtebaukunst alles auf, was es zu bieten hat. Insbesondere präsentiert sich Venedig als Gegenbild einer mittelalterlichen Stadt. Keine Besucherin muss durch enge Stadttore und hohe Mauern, durch schattige Gassen und enges Stadtgewirr schreiten. Venedigs Herz präsentiert sich offen von der Lagune aus. Damit hebt sich die Stadtrepublik von allen anderen mittelalterlichen Städten hervor, die sich hinter dicken Mauern verschanzen. Nicht umsonst heißt es, Venedig besitze Mauern aus Salzwasser. Hier paart sich ein großzügig angelegtes Ensemble mit auf Überwältigung angelegter Ästhetik.

Die Stadtrepublik zieht alle Register, sich als Welt beeinflussende Macht darzustellen. Im Gegenzug zu dieser großartigen Inszenierung hatte Venedig doch fast alle seine ehemalige Einflusssphäre verloren. Als die meisten Gebäude und Fassaden entstanden, hatte Spanien, Portugal und England die Vorherrschaft mit ihrem Amerikahandel übernommen, Byzanz war fest in türkischer Hand und Venedig musste sich auf dem Festland mit seiner neuen Rolle als Regionalmacht abfinden. Die neue Situation veranlasste Venedig, sich nach außen hin weiter prunkvoll und einzigartig zu geben. Folglich verkommt das Zentrum der Macht zur Scharade.

 

Venedig und Rom

Venedigs Propaganda bemüht auch die Situation, im Gegensatz zu Rom eine christliche Gründung zu sein. Während Rom eine lange unrühmliche heidnische Geschichte aufweise, strahle Venedig von Anfang an christliche Glorie aus. Die Rivalität mit Rom hält Venedig nicht davon ab, alle wichtigen Funktionen eines antiken Forums hier im Zentrum zu versammeln. Folglich bleibt die Antike in fast allen Zeiten das nachzueifernde Vorbild. Später engagiert die Republik sogar den römischen Architekten Sansovino, der eine Via Sacra nach römischen Vorbild errichtet. Gemeint ist damit die Achse vom Campanile, über die Loggia durch die Porta della Carta bis hin zur Gigantentreppe. Diese Achse besitzt ihr Vorbild in der Straße in Rom für die Triumphzüge, welche dort am Forum Romanum endeten. Hier führt die Via Sacra zum Piano Nobile des Dogenpalastes und über eine weitere Prunktreppe zum Geschoss für die großen Versammlungs- und Staatsräume.

Inszenierung der Macht

Markusplatz Säulen1
Piazzetta

Wie im antiken Forum versammeln sich auf dem Markusplatz alle wichtigen religiösen, wirtschaftlichen und politischen Funktionen. Zudem bilden die Gebäude einen prunkvollen Rahmen für jegliche Inszenierung der Republik. Infolgedessen befinden wir uns wahrlich im Zentrum der Macht. Der Architekturrahmen lässt keinen Zweifel daran.

Venedig bildet bei weitem nicht die einzige Stadt, die dem antiken Vorbild folgt. Sie erzeugt nur eines der eindrucksvollsten Ergebnisse. Vor allem bewunderten viele Besucherinnen dieses Machtzentrum, weil es nicht hinter dicken Mauern verschwand. Vielmehr zeigt es sich offen für alle direkt an der Lagune. Das Stadttor bilden zwei riesige antike Säulen bekrönt mit den Symbolen der Stadtheiligen. Bis vor kurzem Standen auch die Kreuzfahrer beim Verlassen und Ankommen in Venedig mit offenem Mund an der Reling und blickten von oben auf diese Inszenierung herab. Welch ein Auftakt einer Weltumfahrung! Venedig versteht es bis heute diese Faszination auszuüben. Blicken sie doch nur in die faszinierten Touristenaugen, diese erzählen trotz Besuchermassen weiterhin davon.

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