Sprachkenntnisse im Italienurlaub – Qual oder Türöffner
Ein paar Worte auf Italienisch eröffnen Möglichkeiten
Unsere Sprache gehört zu den wichtigsten Kommunikationsmöglichkeiten, die wir besitzen. Gleichzeitig sprechen wir natürlich auch mit Gesten und Mimik, die Sprache bleibt allerdings das dominante Medium. Gesten und Mimik werden genutzt, um dem Gesagten weitere Bedeutungen, Subtext und Nuancen zuzufügen. Jeder sollte einmal Pantomime versuchen oder Scharade spielen. Da wird die Wichtigkeit der Sprache schnell deutlich. Beispielsweise nur mit Gesten ein Eis zu bestellen, kann sich als sehr abenteuerlich herausstellen. Somit erweist es sich als hilfreich die Landessprache zumindest rudimentär zu beherrschen. Grundsätzlich hält der Artikel ein Plädoyer für Sprachkenntnisse im Italienurlaub. Zusätzlich kann der Reiseleiter in dieser Sache hilfreich sein und den Vermittler spielen. Er übersetzt bei Besichtigungen und Begegnungen.
Gegenüber angeleiteter Annäherung an eine fremde Kultur, bescheren allerdings individuelle Begegnungen die nachhaltigeren Erlebnisse. Besonders in Italien öffnen Sprachkenntnisse oft Türen, die sonst verschlossen blieben. Manchmal genügt schon ein freundliches „Buon Giorno“ und das gegenüber strahlt die Fremde mit einem freundlichen Lächeln an. Allein der Versuch ein paar Worte auf Italienisch zu sprechen, kann eine große Wirkung entfalten. So lege ich jedem Italienreisenden ans Herz, wenigsten ein paar grundsätzliche Ausdrücke zu lernen und zu praktizieren.
Leidenschaftliche Diskussionskultur
Die Besucher in Italien merken schnell, dass hier erst mal viel verboten ist. Infolgedessen lohnt es, sich mit den Menschen verständigen zu können. Tatsächlich geht bei Nachfrage dann meist viel mehr, als offiziell erlaubt ist. Selbst die Italienerin muss in ihrem Alltag andauernd die bürokratischen Regeln hinterfragen und ausloten. Überdies legt der bürokratische, italienische Staat seinen Bürgern viele Hürden in den Weg. Demzufolge entwickelte sich in Italien eine lebendige Diskussionskultur, die ständig die Umstände und Regeln neu interpretiert. Diese Kultur kann jeder vielerorts erleben. Was auf die Entfernung als Streit klingt, entpuppt sich oft als leidenschaftliche Diskussion. Sich streiten ist dabei ein Ausdruck von Wertschätzung. Eisiges Schweigen oder einfach nur Beobachten gilt vielerorts als unhöflich bis beleidigend. „Der fremde Beobachter bringt Unheil!“ – Dieses Vorurteil sollte sich der Tourist gerade in Süditalien zu Herzen nehmen.
Artikel über die unterschiedlichen Diskussionskulturen aus Unternehmersicht
Streitgespräch in Neapel
Ich erinnere mich an eine Begebenheit in Neapel, der ich vor etlichen Jahren beiwohnte. Auf meinem Spaziergang durch die verwinkelten Gassen der neapolitanischen Altstadt kam ich auf einen Platz. Dort lud ein kleiner Lastwagen seine Waren aus und blockierte so die Durchfahrt. Hinter ihm stand ein Auto, welches vorbei fahren wollte. Die Situation entwickelte sich wie folgend: Erst hupte der blockierte Autofahrer, während der Ausladende nur abwehrende Handzeichen machte. Dann gerieten die beiden in eine heftige Diskussion, die sich schnell vom eigentlichen Thema wegbewegte. Die widrigen Lebensumstände und die unfähige Regierung sind dabei beliebte Themen.
Ich ließ mich in sicherer Entfernung nieder und beobachte die beiden Streithälse. Sie wedelten mit den Armen, erhoben die Stimme und lieferten eine Show für das ganze Viertel. Die beiden ereiferten sich in ihrer Diskussionsfreudigkeit und vergaßen dabei völlig ihr ursprüngliches Ansinnen. Vermutlich dauerte der Streit um vieles länger als die eigentliche Zeit, die der Arbeiter zum Ausladen benötigt hätte. Ähnliche Situationen konnte ich gerade in Süditalien des öfteren beobachten. Persönlich gehe ich eher einem Streit aus dem Weg. Folglich musste ich mich erst einmal an diese Diskussionskultur gewöhnen.
Welchen Tisch nehme ich im Lokal ein?
Als Tourist zeigt sich schnell wie wichtig das Verhandlungsgeschick in Italien ist. Setzen sie sich in eine Trattoria und beobachten die Einheimischen! Es fängt schon beim Betreten an. Insbesondere gilt es als sehr unhöflich, sich einfach selber einen Tisch auszusuchen. Der Kellner weist den Tisch zu. Ober besser ausgedrückt, es beginnt normalerweise ein Gespräch, welcher Tisch für den jetzigen Anlass der Richtige wäre. Der Gast probiert mehrere Tische aus und entscheidet sich nach einiger Diskussion und gutem Zureden für seinen Platz.
Weiter geht es mit der Bestellung. Speisekarten und Weinlisten erweisen sich meist als wenig hilfreich. Entweder sind sie rudimentär kurz oder es existieren nur die Hälfte der Gerichte und Weine in der Realität. Grundsätzlich hängt die Bestellung vom Verhandlungsgeschick des Gastes ab. Er muss dem Kellner die Informationen mit freundlichen, aber beharrlichen Worten aus der Nase ziehen. Was kann der Koch heute besonderes bieten, was gab es gerade am Großmarkt und was hat Saison. Alle die Möglichkeiten müssen ausgiebig diskutiert werden. Normalerweise kennen sich Gast und Kellner seid Jahren und wissen von ihren gegenseitigen Vorlieben. Somit verschiebt sich das Gespräch dann auf die Familie, Beruf oder einfach die widrigen Umstände des Lebens.
Das Spiel mit den Regeln
Mit ein bisschen Sprachkenntnissen und dem Wissen um dieses Spiel kann auch ein Tourist im Italienurlaub in den Genuss dieser Kommunikation gelangen. Wichtig erweisen sich die ausladenden Gesten, die die Diskussion begleiten. Überdies helfen ein höfliches Auftreten und eine gewisse Selbstsicherheit. Schon bringen sie auch rudimentäre Sprachkenntnisse in den Genuss von tagesaktuellen Spezialitäten. Mitunter erscheint dem Einheimischen eine falsche Aussprache richtig präsentiert als Dialekt. Davon gibt es in Italien zu genüge. Ebenso benutzt niemand wirklich in der gesprochenen Sprache richtige Grammatik. Oft hilft es auch einfach das fehlende Wort aus dem Englischen zu nehmen und es italienisch auszusprechen. Anglizismen verstehen mittlerweile sehr viele Menschen und das Italienische ist voll davon. (il weekend, il swimmingpool…) Nur keine Scheu, oft zählt der Versuch. Die Belohnung folgt auf den Fuß oder besser auf dem Teller.
Englisch oder Deutsch als Lingua Franca in Italien
Englisch sprechen in Italien verhältnismäßig wenige Menschen. Demgegenüber ist es oft einfacher mit Deutsch über die Runden zu kommen. Bei einer Besichtigung in Ceri ereigete sich vor einigen Jahren folgendes: Wir waren mit der Gruppe in der Stadt Ceri unterwegs. Ceri ist der noch heute bewohnte Teil von Cerveteri, einer wichtigen Etruskerstadt nördlich von Rom. Wir wandelten durch die engen Gassen dieser Stadt auf dem Berg. Plötzliche öffnete sich die Tür eines Palazzos und ein Herr stand vor uns und spracht uns in akzentfreiem Deutsch an. Er betonte mehrmals, wie er sich freue, wieder einmal Deutsch zu sprechen. In der Folge lud er uns in seinen Palazzo ein und zeigte uns seinen verwunschenen Garten.
Wir erlebten eine private Führung und blickten unter Zitronenbäumen vom Garten in die Ebene mit der Totenstadt von Cerveteri. Besser ausgedrückt eröffnete sich unserer Gruppe ein einmaliges Erlebnis. Wir fühlten uns wie gesegnete Insider. Für die Römer ist Ceri eine beliebte Wochenendausflugsstadt. In der Woche kommen hier aber nur wenige Besuche her. In Städten mit viel Tourismus erscheint dieses Erlebnis unwahrscheinlich. Demgegenüber stehen immer mal wieder gerade im Süden Italiener vor uns und sprechen freudig mit sehr gutem Deutsch auf uns ein. Mit Englisch scheinen diese Erlebnisse in Italien sehr unwahrscheinlich.
Beziehungen zwischen Italien und Deutschland
Gerade im Süden besitzt fast jeder Familienmitglieder, die in Deutschland leben. Währenddessen arbeiten besonders im Tourismus viele, die eine Zeit in Deutschland verbracht haben. Rückkehrer finden so im armen Süden schnell eine Anstellung.
Tatsächlich bestehen seid Jahrhunderten Verknüpfungen zwischen den beiden Ländern. Friedrich II. (der Sizilianer auf dem Deutschen Kaiserthron) hatte das normannisch- arabische Erbe im Gepäck. In Sizilien wird er weiter als der Kaiser verehrt, der Weltbedeutung in den Süden brachte. Vielfältige Verbindungen entstanden durch das Kirchenzentrum in Rom. Kaiser ließen sich vom Papst krönen und reisten deswegen nach Rom. Das hl. Römischen Reich Deutscher Nation umfasste große Teile Italiens und Deutschland. Somit waren beide lange auch nominal ein Land. Ich möchte hier gar nicht über die vielfältigen Verflechtungen währen der Naziherrschaft sprechen.
In neuerer Zeit spielt die Arbeitsmigration eine große Rolle. Dementsprechend zogen nach dem zweiten Weltkrieg viele Süditaliener in den Norden. Hier in Deutschland entstanden die Pizzerien und Eisdielen. Im Gegenzug strebten die ersten deutschen Touristen nach Italien. Beides begann mit anfänglichem Unverständnis. Heute entwickelt es sich bis zu gegenseitiger Wertschätzung. Ich erinnere mich an die Auftritte von Merkel und Berlusconi, die auch viele Italiener neidisch werden ließen.
Deutschland als Sehnsuchtsort
Das eigene italienische Lokal um die Ecke gehört zum Deutschen Repertoire („Mein Italiener“). Andersherum schwärmen viele Italiener von Deutschland. Ein Busfahrer erzählte sehr lobend einmal von Deutschland. Sein Hauptargument war, es sei bei uns so schön kühl. Wer einmal einen sizilianischen Sommer erlebt hat, kann dies nachvollziehen. Weiterhin landen Gespräche über Deutschland schnell bei unserer Ordnung und Regelmäßigkeit. Viele Italiener wissen es durchaus zu schätzen, dass die meisten Deutschen pünktlich sind. Gerade in Süden habe ich es oft erlebt, das hier Deutschland als das Land der Träume gilt. Auch schätzen viele den größeren, blonden Menschentyp. Ästhetik lebt von dem, was es nicht in Fülle gibt.
Lernen Italiener Englisch?
Lange Zeit lernten die Italiener in der Schule Spanisch, Deutsch oder Englisch. Etwas oberflächlich ausgedrückt belegten die Faulen Spanisch (sehr ähnlich), die Meisten Deutsch (erhöhte Arbeitsaussicht) und die Fortschrittlichen Englisch (die meisten Möglichkeiten). Heute hat sich die Wahl in Richtung Englisch verschoben und gerade die Jüngeren verständigen sich selbstverständlicher in Englisch. Mir fällt nur oft auf, dass sich der Gesprächsstil abrupt ändert, wenn eine Kommunikation von Italienisch auf Englisch umschwenkt. Mein Gegenüber erscheint dann schnell unsicher und wortkarg. Unser Verhältnis kippt von gleichwertig zu hierarchisch. Wir stehen uns plötzlich als Einheimischer und Gast gegenüber. Vorher waren wir gleichwertig. Es mischt sich Unsicherheit über die eigene Sprache mit einer gefühlten Distanz. Wir erleben uns als Fremde.
Mehrere Sprachen gleichzeitig sprechen
Demgegenüber kann die fehlende gemeinsame Sprache auch zu größerer Nähe führen. Ich habe ein Abendessen in der Erinnerung, wo wir abwechselnd Englisch, Italienisch, Spanisch und etwas Deutsch sprachen. Manche Sätze bildeten Komposite aus mehreren Sprachen. Für mich war dieses Erlebnis ein Blick in die Zukunft. An ähnliche Diskussionen erinnere ich mich während meiner Zeit am Theater als Ausstattungsassistent. In manchen Opernproduktionen gab es keine Sprache, die alle beherrschten. Trotzdem saßen wir alle in der Kantine und verständigten uns in einem Sprachgemisch aus vielen Ländern. Wir haben uns durchaus verstanden. Vermutlich lag das daran, dass die Kommunikation unter Menschen nur zu einem Teil aus Wörtern besteht. Mir liegt es sehr fern, eine reine Sprache zu fordern. Sprachen wandeln sich mit der Zeit. Alleine das zusammenwachsen des Euroraums durch größeren Informationsfluss und vermehrte Reisetätigkeit wirkt auf die einzelnen Landessprache. Auf lange Sicht vermute ich, dass sie sich angleichen.
Ein Beispiel zur Sprachkunst in Sizilien
In Agrigent im Val di Templi stehen große Tafeln, auf denen Hinweise zum Weltkulturerbe des Ortes stehen. Der Text ist dort in mehreren Sprachen zu lesen. Neben natürlich Italienisch gibt es eine Version in Englisch und Deutsch. Die englische Version kommt in korrekter Sprache daher, während die deutsche vor aberwitzigen Fehlern strotzt. Wahrscheinlich verfasste den englischen Text ein lizenzierter Übersetzer. Die deutsche Version liest sich wie eine dilettantische Übersetzung eines Verwandten („Ich mach dir die Übersetzung ganz schnell und ganz billig!“).
Tafel im Val di Templi, Agrigent:
„GEMAß DER KONVENTION BETREFFEND DER TUTEL DER WELT. DER KULTUR UN DER NATURVERMOGEN DIE ARCHEOLOGISCHE ZONE DES TALES DES TEMPELS IST IN DER LISTE VERZEICHNET.
DIE EINSCHREIBUNG IN DIESER LISTE, WEIHT DEN AUBERGEWOHNLICHEN WERT EINES KULTURELEN ODER NATÜRLICHEN GUTES UM DIE TUTEL SU GARANTIEREN ZUGUNSTEN DER GANZEN MENCHLICHKEIT“
Der italiensiche Text kommt ebenfalls sehr gestelzt daher und passt eher in eine behördliche Anweisung als auf ein Plakat. Im Vergleich gibt aber die deutsche Übersetzung wenig Sinn. Um eine Sache wenigstens zu lösen, seien die „Tutel“ aufgeklärt . Im Italienischen heißt es: „ LA TUTELA DEL PATRIMONIO MONDIALE“. Übersetzt bedeutet das soviel wie: „der Schutz des Welterbes“. Im Deutschen existiert umgangssprachlich das Verb: „betütteln“, welches in Bezug zu diesem Wort steht. In der Übersetzung entstanden daraus die „Tutel“ der Welt. Gefunden habe ich sie bisher noch nicht.
Mit welcher Sprache verständigen wir uns in Italien?
Englisch fällt vielen Italienern sehr schwer. Demgegenüber assoziieren viele Italiener mit Deutsch positive Gefühle. Währenddessen verbinden sie mit Englisch amerikanische und asiatische Touristen. Beide Kulturen lösen in ihrem Massenauftreten und Kulturgebaren oft Irritationen aus. Mir fällt immer wieder gerade in Rom auf, wie die Gegensätze auf beiderseitiges Unverständnis stoßen. Beispielsweise tragen in Rom noch viele Damen im Frühjahr einen Nerz. Während in vielen Teilen Europas echtes Fell mittlerweile ein Tabu darstellt, gilt der Pelz in Italien oft noch als Statussymbol. So sieht man bei 20 Grad Außentemperatur neben schick herausgeputzten, römischen Damen, Nordamerikaner mit kurzen Hosen, T-Shirt und Flipflops. Beide blicken sich mit Unverständnis gegenseitig an. Für die Italienerin herrscht noch tiefster Winter, während es für den aus dem Norden der USA stammenden Touristen schon Sommer zu sein scheint.
Asiaten in Italien
Demgegenüber hat die Abneigung vor Asiaten einerseits mit ihrem starken Gruppenverhalten zu tun, andererseits aber auch mit den vielen Chinesen, die sich in Italien niederließen. Beispielsweise leben in der Gegend von Prato in der Toskana die meisten Chinesen außerhalb ihrer Heimat. Die Textilproduktion befindet sich dort unter chinesischer Kontrolle. Weiterhin meinen Schilder in Venedig, die die Mafia anprangern, nicht die italienische Variante. Sie beziehen sich auf die Chinesen, die viele Hotels und Geschäfte aufkaufen. Meist handelt es sich um Objekte, die Einheimische nicht mehr profitabel betreiben können.
Ich erinnere mich an ein Hotel in Rom, welches sich fest in chinesischer Hand befindet. Die einzigen Italiener sind der Herr an der Rezeption und der Kellner an der Bar. Alle anderen Arbeiter kommen aus China. Diese und ähnliche Erlebnisse schwingen in den Köpfen bei der Kommunikation mit. Vorurteile gehören nun mal zu unserm Menschsein dazu. Sie können positive und negative Auswirkungen entfalten. Glücklicherweise können wir als Deutsche auf viele positive Vorurteile aufbauen, die unsere gegenseitige Annäherung erleichtern.
Chinesische Textilproduktion in Prato
Sprache als Identifikation
Gerade in touristisch beliebten Regionen hilft die Sprache (Dialekt) den Einheimischen zwischen Fremden und Anwohnern zu unterscheiden. Am extremsten fällt mir Sprache als Identifikationsmerkmal in Venedig auf. Hier fühlen sich die wenigen Anwohner immer mehr von den Touristen bedrängt. Auch Festlanditaliener gelten hier als Touristen. Mein Italienisch reicht nicht aus, um mich als Zugehöriger auszuweisen. Hier muss man den städtischen Dialekt beherrschen, so dass die Einheimischen den Unbekannten als dazugehörig identifizieren. Neben einer kleinen Oberschicht wohnen in Venedig nur noch die Familien, die vom Tourismus leben. Vor allem sind die Gondoliere, die Taxifahrer, die Gästeführer und andere Beschäftigte des Tourismus hier Zuhause. Viele dieser Berufe verdienen sehr gut am Tourismus und können sich Venedig leisten. Zudem arbeiten sie als Selbstständige und erhalten hohe, festgeschriebenen Vergütungen. Diese Gruppen achten genau auf ihren Zusammenhalt und nutzen den Dialekt als Erkennungsmerkmal. Der normale Arbeiter und Angestellte nimmt meist einen langen Arbeitsweg in Kauf.
In den übrigen Touristenbereichen reicht oft das normale Italienisch aus, um den Menschen näher zu kommen. Die Sprache unterstützt hier sehr die Kommunikation und das Gefühl der Zusammengehörigkeit. Mit ein paar Sprachkenntnissen im Italienurlaub kann jeder punkten.
Weinprobe in San Gemignano
Ich möchte hier ein Beispiel aus San Gemignano anführen. Die Stadt erweist sich als beliebter Ausflugsort von Florenz aus. Folglich wird sie täglich von Touristenmassen überrollt. Mir kommt es oft so vor, dass es hier keine Einheimischen mehr gibt. Am Wochenende schieben sich dann noch zusätzlich italienische Besucher durch die Gassen. San Gemignano zieht zu Recht die Touristen an, es hat einiges zu bieten. Beispielsweise lohnt sich der Besuch im Dom und im Stadtmuseum. Auf dem Rathausturm und vom Kastell haben die Besucher einen grandiosen Ausblick in die Landschaft. Weiter bietet das Städtchen mit seinen Geschlechtertürmen eine schöne Altstadt und verwinkelte Gassen. Gelinde ausgedrückt hat es viele Facetten einer der beliebtesten Ausflugsorte der Toskana zu sein. Allerdings stelle ich mich nicht in die Schlange vor der Eisdiele Dondoli. Dieser Geheimtipp steht in jedem Reiseführer.
Vernaccia di San Gemignano
San Gemignano stellt im Gegensatz zum Chianti Weißweine her. Ich mag diesen Vernaccia di San Gemignano besonders gerne. Bei einem Abendessen tranken wir diesen Wein und ich recherchierte im Internet das Weingut. Es gab einen Weinverkauf an der Straße und wir fuhren am nächsten Tag dort vorbei. Im Gegensatz zur Stadt war hier nicht viel los. Beim Eintreten begrüßte ich die Dame hinter der Theke auf Italienisch und wir begannen eine Unterhaltung. Ganz selbstverständlich probierten wir dabei die verschiedenen Weine, wie das auch in Deutschland üblich ist. Wir sprachen über unsere frisch entdeckten Beziehungen. Es stellte sich heraus, dass die Angestellte etwas deutsch sprach und einige Zeit in Deutschland verbracht hatte. Die Unterhaltung fand allerdings wie selbstverständlich in Italienisch statt. Natürlich haben wir am Schluss ein paar Flaschen gekauft. Der Wein war gut.
Die Besonderheit der Situation wurde mir erst bewusst, als neue Gäste eintrafen. Die Tür ging auf und ein Ehepaar trat ein. Die beiden erkundigten sich auf Englisch nach den Weinen, und ob sie eine Probe machen könnten. Die Dame hinter der Theke antwortet ganz selbstverständlich auf Englisch, dass sie draußen Platz nehmen könnten. Daraufhin erläuterte sie, was die verschiedenen Weinproben kosteten. Wir hatte wie selbstverständlich ein Glas Wein bekommen und der Preis stand dabei nicht zur Diskussion. Dieses Erlebnis verdeutlichte mir eindringlich, wie wichtig Sprachkenntnisse im Italienurlaub sind. Sie eröffnen viele Möglichkeiten.
Nicht Spizzenwein aber guter Vernaccia – Teruzzi